E-Mail aus der Zukunft – Hintergründe und Entstehung

Der Prozeß

Die Gänseburg in Perleberg stand irgendwo in den Gärten, die sich heute zwischen der Wittenberger Straße und dem Flüßchen Stepenitz entlangziehen. Diese Gegend wird seit alters her als sumpfig und von zahlreichen Wasserläufen durchzogen beschrieben. Noch im ältesten Stadtplan von Perleberg von 1726 ist hier eine große Flußschleife mit zwei kleinen Inseln eingezeichnet, von der heute nichts weiter übrig geblieben ist, als ein winziges mooriges Bächlein.

Hier errichteten die Edlen Herren Gans im 13. (vielleicht jedoch schon im 12.) Jahrhundert ihre Burg. 1364 wird noch ein Acker "ante domum Ganseborch" erwähnt – damals stand also noch ein Gebäude –, doch bereits im 16. Jhd. ist nur noch von Gärten bei und auf der Gänseburg die Rede. Die Beguinenstege und die Nachtigallstraße – jene beiden Gäßchen, die heute zu diesem Ort führen – beginnen nur wenige Meter voneinander entfernt in der Wittenberger Straße, sodaß man in der Tat genau aufs Straßenschild sehen muß, um nicht in die falsche Gasse zu laufen, denn die Nachtigallstraße ist nur eine Sackgasse und endet inmitten der Gärten.

Auch die Hexenverbrennung ist nicht ganz erfunden. In Magdeburg wurde einst die Tochter des Bürgermeisters verbrannt, wobei als einziger Anklagepunkt die außergewöhnliche Schönheit des Mädchens genannt wird. Die Motive einer solchen Anklage mag man sich denken. Oder in der Geschichte "Der Prozeß" nachlesen.

Steine

Der See

Gemeint ist der Rudower See bei Lenzen. Vor über tausend Jahren tobte dort eine gewaltige Schlacht zwischen Slawen und Deutschen. Viele der Slawen ertranken auf der Flucht im See und in den umliegenden Sümpfen und Flüssen. Seit jenem Tage ist es dort nicht mehr geheuer… (mehr dazu in den Hintergründen zum Buch "Mordsteine")

Das Grab

Etwa ein Dutzend Kilometer nördlich von Perleberg liegt das sogenannte Hünengrab von Seddin, welches als das größte Deutschlands und Nordeuropas gilt. Vor etwa 3000 Jahren wurde es einem bronzezeitlichen Herrscher von seinen Untertanen errichtet.

Von diesem Grabe ging seit grauer Vorzeit die Sage, daß dort der König Hinz in einem dreifachen Sarge begraben liegt. Der äußere Sarg sei aus Kupfer, der zweite aus Silber und der innere Sarg aus purem Golde. In einem benachbarten Hügel vermutete man den Fingerring des Königs – als dieser Hügel eingeebnet wurde, fand man in der Tat einen bronzenen Armreif. Da das Grab aber nur einem Riesen errichtet worden sein konnte, vermeinte man nicht anders, als daß es ein Fingerring sein müsse.

Auch machte sich eines Tages der Besitzer des Hinzerberges, wie das Königsgrab damals noch genannt wurde, daran, den dreifachen Sarg auszugraben, um sich mit dem Gold und Silber aus einer finanziellen Notlage zu befreien. Er grub und grub und geriet darüber an den Bettelstab. Die vielen Steine jedoch, die von ihm und seinen Nachfolgern abgetragen wurden, verwendete man zum Pflastern von Straßen und des Perleberger Bahnhofes. Am 15. September 1899 endlich stießen Arbeiter auf die Grabkammer des Königs. Und tatsächlich fand man den König in einem dreifachen Sarge; der äußere war zwar nur aus Stein (der Grabhügel selbst), der zweite eine Ton- und der innere eine Bronze-Urne, aber der alten Legende war damit Genüge getan.

Die "königliche" Urne enthielt die Brandreste eines 30- bis 40-jährigen Mannes, in zwei weiteren kleineren Urnen fand man den Leichenbrand einer 20- bis 30-jährigen sowie einer noch jüngeren Frau. Eine Möglichkeit ist, daß hier die Ehefrau dem Gatten sowie die Dienerin ihrer Herrin in den Tod folgen mußte. Noch 2000 Jahre später berichtet ein Kaufmann ausführlich von einem solchen Ritual, welchem er während einer Handelsreise in das nördliche Rußland beiwohnte. Nachzulesen auch in "Steine".

Merkwürdige Begebenheit während der Entstehung von "Steine"

Die Geschichte war fast fertig, nur das große Finale fehlte noch und die Antwort auf die Frage: Wo ist der zaubermächtige Stein? Ich wußte es selbst nicht und ich hatte auch keine Idee, wo ich ihn unterbringen könnte. Einige Wochen später begab es sich, daß ich mit zwei Hämmern hantierte, wobei beim Aufeinanderschlagen der beiden Gerätschaften von dem einen Hammer ein Eisensplitter absprang und … nein, das verrate ich jetzt nicht. Aber manchmal sind Dummheiten eben doch zu etwas nütze …

Das Gasthaus am Strom

Hobuki

Mittelalterliche Burg, zu deutsch "Hohe Buchen". Heute heißt der Berg am Westufer der Elbe Höhbeck und dient als Standplatz für den gleichnamigen Sendeturm. Auf dem Höhbeck soll sich auch eine heidnische Opferschlucht befunden haben …

Lunkin

heute Lenzen, ein verträumtes Städtchen am Ostufer der Elbe. Die in der Geschichte erwähnte Furt wurde wahrscheinlich über Jahrtausende hinweg genutzt. Siehe auch: Steine – Der See.

Der Tempel des Schweigens

Die Dritte Dynastie von Ur, die mit König Urnammu um 2112 v.Chr. begann, gilt als eine der friedlichsten Perioden im alten Mesopotamien. Es wurde viel gebaut und Kunst und Kultur erblühten. Neben der Zikkurat von Ur entstanden unter Urnammu noch drei weitere Tempeltürme in Eridu, Uruk und Nippur. Symbolhaft für diese Blütezeit stehen die Bildnisse von Gudea, dem Herrscher des Nachbarreiches Lagasch: Wohl kein König der Weltgeschichte wurde so freundlich und sympatisch dargestellt wie er.

Erst nachdem diese Geschichte fertig war, fand ich heraus, daß es zu einigen meiner erfundenen Personen und Orte reale Parallelen gab. Der Heilige Bezirk mit der Zikkurat und dem Tempel beherrschte das Stadtbild von Ur. Dieser war über Jahrhunderte das Kultzentrum des Mondgottes Nanna (=Sin – siehe: Sinaja). Sogar der große Tempelhof, in dem sich Sinaja und Ronald begegnet sind, hat existiert (Hof des Nanna). Gleich nebenan liegt E-nun-mah, ein Tempel und Schatzhaus (!). Ein weiteres benachbartes großes Gebäude, Giparu genannt, diente als Residenz der Entu-Priesterin – und hier kommt dann tatsächlich die Beziehung einer Priesterin zu Urnammu ins Spiel: Die Hohepriesterin Ennirganna war nämlich Urnammus Tochter. Daß die Sinaja der Geschichte auch als Schriftkundige verehrt wurde, hätte durchaus ins damalige Klima gepaßt: Urnammus Sohn Schulgi, der 47 Jahre regierte, gilt als einer der wenigen Könige, die selbst lesen und schreiben konnten. Auch die Sitte, Steuern durch Ablieferung von Vieh zu begleichen, geht auf ihn zurück. Natürlich hat es auch den Tempel-Brunnen gegeben.

Aber was heißt erfundene Personen und Orte? Sinaja und Ronald haben mir die Geschichte schließlich genau so erzählt! Und wenn die Geschichtsschreiber noch 4000 Jahre später ähnliches zu berichten wissen, dann wird sie sich wohl so zugetragen haben… ;-)

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