E-Mail aus der Zukunft

Steine

René hat beim Abriß seines alten Schuppens einen unterirdischen Hohlraum entdeckt, in dem zwei merkwürdige Gefäße stehen. In einem findet er ein winziges zusammengeschmolzenes Metallstück – Romy, seine Freundin, erkennt sehr schnell, daß es damit eine gefährliche Bewandnis haben muß. René erzählt von jener Nacht, in der das Unheimliche erwacht:

Der Parkplatz vor dem Geschäftskomplex ist ziemlich groß. Der helle Beton schimmerte fahl im Licht des Mondes. Die wenigen Autos lagen da wie große tote Käfer. Ich legte den Rückwärtsgang ein. Als ich in den Rückspiegel sah, bekam ich einen furchtbaren Schreck …

"Da!"

Unsere Köpfe flogen herum. Aber da war nichts! Ich schaute nochmal in den Rückspiegel. Nichts.

"Was hast Du gesehen!" schrie Romy mich an.
Ich zitterte am ganzen Leibe.
"Ich weiß nicht … aber auf dem Rücksitz, da …"
Nein! Nur nicht daran denken!
Sie schaute hinter unsere Sitze. "Hier ist nichts." Ich fror.

Als wir die Straße herunterrollten – ich fuhr höchstens 20 km/h – beobachteten wir jeden Baum und jede Häuserecke. Nichts. Bald standen wir vor unserem Haus. Ich kurbelte die Scheibe ein wenig herunter.

Es schien alles ruhig. Langsam fuhr ich den Wagen rückwärts in die Parkgasse. Dann stellte ich den Motor ab. Ich stieg aus und während sie noch am Sicherheitsgurt tüterte, richtete ich mich auf und dann …

Auf dem Dach meines Autos kauerte etwas großes Schwarzes. Das ist … Wie aus einem fauligen Sumpf gurgelte seine Stimme empor, seine Augen quollen wie gelber giftiger Schaum aus seinem schwarzen blasigen Gesicht. Ich griff mir an den Hals, ein eisiger Pesthauch streifte mein Gesicht. Nie werde ich diesen Anblick vergessen. Ich weiß nicht, wie lange ich so dagestanden habe. Plötzlich spürte ich ihre warme Hand.

Wie durch Watte hörte ich ihre Stimme: "Komm!"
Ich schrie: "Ja siehst Du ihn denn nicht!!!"
"Komm!" schrie sie zurück "Das da ist nur ein Popanz!"

Sie fauchte dem Schrecklichen etwas ziemlich giftiges zu, so daß dieser sich mit einem meckernden Geräusch in Luft auflöste. Sie zog mich über die Straße. Ins Haus. Durch den Flur. Über den Hof. In die Mauern meines alten Schuppens … "Nein!" schrie ich immer wieder …

… denn René ahnt, was ihn dort erwartet. Die beiden Gefäße sind nämlich bronzezeitliche Urnen und in einer befindet sich die Asche eines mächtigen Schamanen …

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